14 Aufzeichnende, indem er seinen Namen verschweigt, legt er das Bekenntnis» ab, seine eigne individuelle Thätigkeit sei eine so ge- ringe gewesen, dass sie ihm weder das Recht gab sich als Verfasser zu bezeichnen, noch ihm selbst als eine solche erschienen sei, die seinem Namen irgend welchen Nachruhm verheissen hätte. Die Anonymität gewährt uns aber nicht nur einen Maasstab für die Thätigkeit des Einzelnen, welcher aufzeichnete, sondern zugleich für die Beschaffenheit derjenigen, welche in den aufge- zeichneten Erzählungen selber und zwar in einem solchen Grade wirksam war, dass der Aufzeichnende ihrem Ergebnisse sich unwillkürlich unterordnete und im Gefühl dieser untergeordneten Stellung, dieses Missverhältnisses zwischen jener -und der eignen Thätigkeit seinen Namen verschwieg. Wie bereits bemerkt, hat die Saga die Anonymität mit allen literarischen Produkten, welche auf der Sage beruhn, gemein. Sie findet sich bei allen Erzeugnis- sen epischer Volkspoesie in einer solchen Regelmässigkeit, dass sie nicht als ein zufälliges, sondern ein ihnen wesentliches Merkmal angesehen werden muss, sonach eine Eigenschaft derselben vor- aussetzt, deren nothwendiger Ausdruck jene ist. Diese Eigenschaft giebt sich in der vollendeten Objectivität der Darstellung zu erken- nen, die das darstellende Subject vor dem Objecte völlig zurück- treten lässt. Wie im Liede, verschwindet des Dichters Persönlich- keit auch im Volk; nicht ausserhalb desselben, tritt er vielmehr mitten unter ihm als Organ der gemeinsamen Anschauung auf und nur insofern dieser sein Lied den Ausdruck verleiht, lebt und erhält es sich; der Dichter, wenn überhaupt je bekannt, wird ver- gessen. Unpersönlich wie das Lied entstanden, wird es der Auf- zeichnung überliefert; ihre Anonymität verbirgt den Dichter, weil er nicht genannt werden konnte, wenn auch den Schreiber, weil die- ser im Bewusstsein blos mechanischer Thätigkeit sich nicht nennen wollte. Wenn nun die Saga in gleicher Regelmässigkeit anonym ist, wird sie nicht weniger die ihr entsprechende Eigenschaft an sich tragen, sie wird dieselbe Objectivität, dieselbe Unpersönlich- keit der Darstellung besitzen, als deren entsprechendes Kennzei- chen wir beim Liede die Anonymität betreffen. Fassen wir zusammen, was sich aus den in Betracht gezognen Momenten für die Form der Darstellung unsrer Sagas ergiebt, so sind wir berechtigt in ihr dem Wirken zweier Elemente nachzu- gehen, eines objectiven und eines subjectiven. Auf das eine lei- tete Ueberlieferung und Anonymität, auf das andre die bei der Aufzeichnung vorauszusetzende Absicht und hierdurch bedingte

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